Grumbyhof: Dreiseitanlage mit stolzer Vergangenheit

Twedt/hjk

Der Hardesvogt Claes Hansen erhielt gegen Zahlung von 1000 Talern im Jahr 1651 die Privilegien zur Einrichtung eines Kanzleigutes auf Grumbyhof. Damit beginnt der Überlieferung nach die Geschichte des heutigen Dreiseithofs im Ortsteil Grumby der Gemeinde Twedt. Die sehenswerte Hofanlage – mit einer 110 Jahre alten Linde auf dem Rondell vor dem Wohnhaus – grenzt an die verkehrsreiche B 201, die hier zugleich die Funktion der alleinigen Dorfstraße hat. Hofbesitzer Heinrich Wilhelm Horstmann unterhält hier seit 1998 sein Bürgermeister-Büro. Der 54-Jährige ist Landwirt mit Leib und Seele und hat sich mit seiner Ehefrau Ulrike der schweren Aufgabe verschrieben, das Anwesen in der für Angeln so typischen U-Form in seiner Substanz zu erhalten.

Kürzlich, so erzählt er uns, hätten Filmleute auf Grumbyhof vorbeigeschaut und Interesse an Dreharbeiten vor dieser schönen Kulisse gezeigt. „Doch mussten sie verzichten, weil bei ihrer Prüfung herauskam, dass der Straßenlärm zu störend ist.“ Erinnerungen an Filmaufnahmen, die Ende der 1970er Jahre auf der Hofanlage stattfanden, hat Horstmann nicht mehr. „Meine verstorbenen Eltern hätten das natürlich alles gewusst...“
Der Twedter Chronik ist zu entnehmen, dass Grumbyhof  ein Dutzend Mal den Besitzer gewechselt hat, darunter der Kammerherr Friedrich von Bernstorff (1805), zwei Advokaten und sogar ein Verwandter der napoleonischen Kaiserfamilie namens Rudolf Faesch.

Im Wohnhaus mit seinem roten Ziegeldach und einer Vielzahl feingliedriger Sprossenfenster nutzen die Eigentümer alle acht Zimmer privat. Im Dachgeschoss befinden sich drei komfortable Ferienwohnungen mit insgesamt sechs Betten. Doch zeigen sich hier die Grenzen für einen Urlaub auf dem Bauernhof, der weitab im Hinterland von Schlei und Ostsee liegt: Die Gäste kommen immer seltener. Heinrich Wilhelm Horstmann vermutet, dies liege jedoch auch daran, dass von einer nostalgischen Hofidylle mit lustigem Landleben, vielen Streicheltieren, Toben auf dem Heuboden und Treckerfahren keine Rede mehr sein kann. Ein moderner Agrarbetrieb wie Grumbyhof ist ganz auf störungsfreie Abläufe bei der Produktion ausgerichtet. Das heißt in diesem Fall: Im linken Stallgebäude der Hofanlage sind 250 Mastschweine, im gegenüberliegenden Gebäude 280 Stück Borstenvieh untergebracht. Insgesamt sichern 1600 Schweine die wirtschaftliche Grundlage des Dreiseithofs. So darf man getrost feststellen: Ohne die Schweinemast und der Anbau von Getreide, Raps und Zuckerrüben auf 88 Hektar Land wäre der Bestand der stolzen Hofanlage erheblich gefährdet.

In einer der Scheunen lagern übrigens nach der Ernte bis in den Winter hinein rund 2000 Tonnen Korn, zuvor an Ort und Stelle maschinell getrocknet. Ohne einen festen Mitarbeiter kann die Arbeit in diesem Betrieb nicht geschafft werden. Privat hält das Ehepaar Horstmann vier Pferde, darunter das 33-jährige Pony „Herko“, dessen Treue mit dem Gnadenbrot belohnt wird.
Über die Zukunft des Dreiseithofs machen sich die Eigentümer vorerst noch keine Gedanken. Es zeichnet sich jedoch ab, dass weder der in Frankfurt ansässige Bänker Wolf (28) noch die Betriebswirtin Julia (26), die in Dortmund ihr Studium beendet hat, eines fernen Tages den Hof übernehmen werden. „Für uns ist Grumbyhof Heimat und ein Ort der Identifikation“, sagt der Hausherr. In jüngster Zeit kommen gelegentlich ehemalige Flüchtlinge, die in Grumbyhof und den Nachbargehöften vor über 50 Jahren untergebracht waren, zum Wiedersehen hierher – so beispielsweise eine alte Dame aus München, die ihren Enkeln Grumby zeigen wollte.

Zur Linde auf dem Hofplatz gibt es noch eine Besonderheit zu berichten: Da wurde früher schon mal ein Dreikäsehoch sicherheitshalber mit einer Leine an den Stamm gebunden, damit er nicht in einem unbeaufsichtigten Augenblick auf die Straße laufen konnte.

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